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"Öffne mir die Welt..." - Erlebnisreisen für besonders bedürftige tibetische Kinder und Jugendliche

Bereits 2006 - in seinem ersten Jahr als Lehrer im Kinderdorf von Dharamsala und lange vor seiner Mitarbeit bei Shelter108 - begann unser Patenschaftsbetreuer Michael Landwehr Ausflüge für die Kinder dort zu organisieren. Zunächst beschränkten sich diese Ausflüge auf die nähere Umgebung und auf seine eigenen Patenkinder und deren Freunde.

Doch inzwischen ist daraus mit Unterstützung von Shelter108 ein festes Projekt geworden, das besonders bedürftige Kinder und Jugendliche aus dem gesamten Kinderdorf mit einbezieht. Neben den Tagesausflügen in die nähere Umgebung bietet Shelter108 in Absprache mit der Kinderdorf-Verwaltung nun auch mehrtägige Erlebnisreisen, z.B. nach Ladakh und Nepal an (s. auch Bildergalerie).

Viele der Kinder und Jugendlichen, die im Kinderdorf leben, haben inzwischen Kontakt zu ihren Eltern, Geschwistern, Tanten und Onkeln, die ihnen ins Exil gefolgt sind. Diese Kinder sind in der glücklichen Situation, dass sie die Sommerferien und besonders die über zweimonatigen Winterferien zusammen mit ihren Verwandten verbringen können. 60 bis 70 % der Kinder verbringen inzwischen die Ferien im Kreise ihrer Familien.

Doch der Rest der Kinder und Jugendlichen muss immer im Kinderdorf bleiben, da es sonst keinen Platz für sie gibt, wo sie hingehen könnten. Für diese jungen Menschen ist der Beginn der Winterferien kein schöner Tag: Dann sitzen sie in ihren Homes und müssen zuschauen, wie die anderen Kinder von ihren Vätern, Müttern, Onkeln oder Tanten abgeholt werden, um bei ihnen die Ferien zu verbringen. Die Wiedersehens-freude der Einen wird für die Zurückbleibenden zu einer unfreiwilligen und schmerz-lichen Erinnerung an die Trennung von den geliebten Eltern.

Viele der Kinder und Jugendlichen, die in den Ferien bleiben müssen, leben im Kinderdorf seit ihrer Ankunft im Exil und kennen kaum mehr als das Örtchen Mc Leod Ganj und die Stadt Dharamsala im Tal. Aus finanziellen Gründen kann das Kinderdorf selber kaum Ferienreisen für Kinder und Jugendliche anbieten.

Natürlich sind auch unsere Erlebnisreisen nur ein „Tropfen auf den heißen Stein“, denn alleine im Kinderdorf in Dharamsala leben über 1800 Kinder. Doch zumindest für einige Kinder und Jugendliche können wir die Welt ein wenig öffnen und ihnen die Gelegenheit geben, etwas Neues zu sehen und zu erleben. In enger Absprache mit dem Village Office des Kinderdorfes wählen wir Kinder und Jugendliche aus, die Halb- oder Vollwaisen sind, die traumatisiert oder seelisch behindert sind, die „einfach mal raus müssen“, aber auch solche jungen Menschen, die trotz ihres Schicksals exzellente Schülerinnen und Schüler sind oder sich in besonderer Weise hervorgetan oder engagiert haben.

Zu reisen heißt, sich zu bilden und zu wachsen. Zu reisen heißt zu lernen, sich neuen Herausforderungen zu stellen und in außergewöhnlichen Situationen zu bestehen. Reisen bedeutet, sich auszuprobieren, selbstbewusster zu werden, auf andere Menschen zuzugehen, „über den Tellerrand“ zu schauen. Reisen ist mindestens genauso wichtig, wie zur Schule zu gehen, denn was soll man mit dem ganzen Schulwissen anfangen, wenn man nicht in die Welt hinaus gehen und es nutzen und prüfen kann? Darüber hinaus motiviert Reisen, sich in der Schule zu engagieren und Verantwortung für das eigene Lernen und die eigene Ausbildung zu übernehmen. Die neue gewonnenen Eindrücke und Erfahrungen helfen, sich zu orientieren und herauszufinden, was man aus seinem eigenen Leben machen möchte - und dies ist gerade für die Kinder des Exils besonders wichtig.

Über die Erlebnisreise nach Ladakh im Juni 2011 haben wir eine Dokumentation erstellt, die Sie sich hier anschauen können: