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Informationen zu Patenschaften für sozial benachteiligte Mädchen in St. Petersburg, Russland

Dr. Seredas Hilfezentrum

Wir vermitteln Patenschaften für Mädchen in St. Petersburg, die durch Verwahrlosung, Obdachlosigkeit, Drogen- und Alkoholsucht der Eltern, sexuellen Missbrauch und Misshandlungen akut seelisch und körperlich bedroht sind. Sie finden im „Sozialen Rehabilitationszentrum für Minderjährige“ eine Zuflucht. Dieses Zentrum wurde 2011 von Dr. Vasily Sereda gegründet und ist eine professionelle Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung, vergleichbar mit heilpädagogischen Wohn- und Heimgruppen in Deutschland. Die Schützlinge werden medizinisch und psychologisch intensiv betreut, um ihnen zu helfen, das Erlebte zu verarbeiten und neuen Mut und neue Perspektiven für die Fortführung des eigenen Lebens zu entwickeln.

Die Mädchen, die im Rehabilitationszentrum aufgenommen werden, bleiben dort maximal zwei Jahre. Nach Ablauf dieser Zeit werden sie in der Regel in einem Kinderheim aufgenommen, bei Volljährigkeit wird ihnen geholfen, eine eigene Existenz aufzubauen, oder sie dürfen in ihre Familie zurückkehren, falls dort ein sozial stabiles und ihrer Entwicklung förderliches Umfeld gewährleistet ist. Auch nachdem die Mädchen aus dem Rehabilitationszentrum entlassen wurden, bleiben sie mit der Einrichtung in Kontakt. Das von Dr. Sereda vertretene ganzheitliche Konzept zur Unterstützung seiner Schützlinge schaut auf ihre körperliche und seelische Verfassung und bezieht die Familien mit ein – auch wenn die familiären Zustände problematisch sind. Diesem sehr modernen und umfassenden Ansatz folgen in Russland bisher nur wenige Mediziner und Psychologen.

Fallbeispiele: Drei Paten berichten...

Fall 1: Svetlana*

„Svetlana war erst dreizehn, als ich anfing, sie zu unterstützen. Sie wurde bei Dr. Sereda aufgenommen, weil sie vom Freund ihrer Mutter mehrfach misshandelt wurde. Ihre Mutter – alkoholabhängig und im Rollstuhl sitzend– war nicht in der Lage, sie dagegen zu schützen oder ihr zu helfen. Ihr Vater war seit langem von der Bildfläche verschwunden.

Ich hatte das Glück, das Zentrum in St. Petersburg besuchen zu dürfen und es wurde ein Treffen mit Svetlana arrangiert. Man sagte mir, Svetlana wäre bereits dort, aber einfach zu nervös, um mich zu sehen. Als wir uns dann doch später trafen, weiß ich nicht wer nervöser war!

Am Anfang war es recht schwierig. Als Vater gewöhnt man sich an die spontanen Reaktionen der Kinder. Allerdings brauchen diese Kinder im Heim Zeit. Sie sind am Anfang etwas verwirrt – warum bin ich in dieser privilegierten Situation und kann ich diesem komischen Ausländer vertrauen oder enttäuscht er mich auch, wie alle anderen Erwachsenen in meinem bisherigen Leben?

Selbst das Annehmen eines Geschenkes ist nicht so einfach. Svetlana wusste nicht mit ihren eigenen Gefühlen umzugehen und war vom Ganzen sichtbar eingeschüchtert. Sie wurde unheimlich still, fühlte sich beobachtet und es war ihr alles unangenehm. Und sie brauchte eine Ewigkeit, um die Geschenkpackung so vorsichtig zu öffnen – als ob sie das Geschenk wieder verpacken soll, um es nachher zurückzugeben. Ihr waren spontane Freudenausbrüche völlig fremd.

Also bleibt man daran. Man schreibt. Man schickt Fotos. Man erzählt. Man stellt immer Fragen über die Schule und über ihre Hobbys. Und man hört nie auf ihr zu sagen, wie wichtig sie ist, wie stolz man auf sie ist und wie gerne ihre andere Familie in Frankfurt sie besser kennenlernen möchte. Und gelegentlich schreibt sie dann auch mal zurück – sie ist letzten Endes doch noch ein Teenager! Und dann ist man von den Socken und alles scheint genauso richtig zu sein, wie es ist.

Heute studiert Svetlana in einer Berufsschule – sehr erwachsen! Wir schreiben einander E-Mails und sie will uns besuchen. Jedes Mal, wenn wir uns in St. Petersburg treffen, habe ich das Gefühl, dass sie vertrauter geworden ist und dass sie sich wohl mit mir fühlt. Sie ist manchmal in meiner Gegenwart kindlich verspielt und ausgelassen und wir lachen viel zusammen. Wir haben nie über ihre Vergangenheit gesprochen und wir werden es auch niemals tun. Wir konzentrieren uns auf ihre Zukunft und ich hoffe, dass ich auch daran teilhaben werde. Svetlana hat mir weitaus mehr gegeben, als ich ihr jemals geben könnte..."

Fall 2: Alla*

"Alla ist mittlerweile zwölf. Sie hat bislang eine schlimme Zeit hinter sich und muss mit Problemen fertig werden, mit denen ein Mädchen in ihrem Alter nicht konfrontiert sein sollte. Ihre Mutter ist drogensüchtig und HIV-positiv. Alla hat einen jüngeren Bruder, der bei der Geburt mit HIV infiziert wurde, und noch dazu unter einer schwerwiegenden Muskelkrankheit leidet. Der Partner von Allas Mutter hat lange Jahre wegen Drogenverkaufs im Gefängnis gesessen und die gemeinsame kleine Wohnung wird oft von der Polizei aufgesucht. Und trotz alledem will Alla am liebsten bei ihrer Familie sein.

Und ich glaube, dass wir gerade in dieser Hinsicht helfen können. Meine Töchter und ich versuchen ihr das Gefühl zu geben, dass sie für uns sehr wichtig ist. Ich weiß, wie glücklich sie ist, wenn sie Fotos von uns allen bekommt.

Wenn wir Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke schicken, suchen meine Töchter sie aus und die Wahl ist immer perfekt. Es gibt irgendwie ein Verständnis, das die Entfernung, die verschiedenen Sprachen und den kulturellen Hintergrund überspringt.

Alla ist mittlerweile ein akzeptierter Teil unseres Lebens und ich glaube, Alla hat einen reellen und positiven Effekt auf das Leben meiner Töchter und deren Verständnis und Einschätzung ihres eigenen Lebens und ihrer Chancen."

Fall 3: Veronika*

"Ich bin erst seit einem Jahr Patin von Veronika. Heute ist sie fast 16 Jahre alt. Mit 13 rannte sie weg von zu Hause und lebte monatelang auf der Straße. Sie konnte das Leben mit ihrem Vater nicht mehr ertragen. Sie wurde weit weg von St. Petersburg geboren. Als ihre Eltern sich trennten und die Mutter das Sorgerecht verlor, war sie erst 10 Jahre alt und landete im Waisenhaus. Dann nahm der Vater sie zu sich, aber wenn immer er getrunken hatte, schlug er Veronika.

Als sie von der Polizei aufgelesen wurde, brachte man sie zum Heim von Dr. Sereda – ein Glückstag für sie! Heute sagt sie, dass sie unter keinen Umständen zu ihrem Vater zurück will. Für mich ist es schwierig zu verstehen, dass ein Kind seine Eltern so emphatisch ablehnen kann.

Wenn ich ihr Foto sehe, kommt sie mir wie jeder andere junge Teenager vor. Sie hat ein wunderbares und offenes Lächeln. In ihren Augen sieht man allerdings eine Tiefe – als ob alle die furchtbaren Geschehnisse dort noch gespeichert sind. Es wird wohl sehr lange dauern, bevor diese Erlebnisse in Vergessenheit geraten.

Wie ich hörte, war sie von der Uhr, die ich ihr zu Weihnachten schenkte, absolut begeistert. Vielleicht ist es das, was sie am meisten nötig hat – Zeit! Die Zeit, um Vertrauen in Menschen wieder zu gewinnen und die Zeit, ihren eigenen Weg zu finden. Und wenn ich etwas dazu beitragen kann, diese Zeit einfacher und ein bisschen schöner zu gestalten, dann haben wir beide viel gewonnen!"

* Die Namen wurden zum Schutz der Mädchen verändert.

In unserem PDF-Download finden Sie weitere Informationen rund um das Thema Patenschaften sowie eine Patenschaftserklärung zum ausfüllen: > Paten- und Spendeninfo